Die Lebenshilfe Groß-Gerau sieht die inklusive Wohngemeinschaft als einen weiteren Schritt an, Inklusion in der Gesellschaft zu verankern und somit nicht nur die Bewohner*innen in einem selbstbestimmteren Leben zu unterstützen, sondern auch zum Wandel der Gesellschaft beizutragen, hin zu einem Alltag, in dem Inklusion selbstverständlich ist.
Die inklusive Wohngemeinschaft besteht aus fünf Bewohner*innen mit einer Behinderung, vier Bewohner*innen ohne eine Behinderung sowie je einer pädagogischen Fach-, Betreuungs- und Assistenzkraft.
Die Bewohner*innen mit Behinderung werden von den Bewohner*innen ohne Behinderung sowie von den Mitarbeiter*innen unterstützt. Es wird jedoch keine Vollzeitbetreuung geben, da alle Bewohner*innen der Wohngemeinschaft ein selbstbestimmtes Leben führen sollen. Aus diesem Grund ist es auch wichtig, dass sich die Bewohner selbst aktiv für die WG entscheiden können sowie weder verhaltensauffällig noch betreuungsaufwendig sind, andernfalls würde das WG-Leben erschwert werden. Die WG wird als Möglichkeit der Emanzipation aus dem Haushalt der Eltern angesehen, die zu einem selbstbestimmteren Leben führt. Der Kontakt zu den Eltern soll jedoch nicht abgebrochen werden, im Gegenteil: gegenseitige Besuche sind erwünscht.
Die Bewohner*innen ohne Behinderung sollten soziales Engagement gegenüber Menschen mit einer Behinderung zeigen sowie einer Tätigkeit nachgehen. Im Gegenzug für ihre Arbeit in der WG und Unterstützung der Bewohner*innen bezahlen sie eine geringere Miete.
Jeder Bewohnerin und jedem Bewohner steht ein eigenes Zimmer zur Verfügung. Die vier Bäder, die Küche sowie der Ess- und Wohnbereich werden gemeinschaftlich genutzt. Der Haushalt der Wohngemeinschaft wird gemeinsam geführt und durch eine Haushaltskasse finanziert, in die jede*r gleichermaßen einbezahlt. Bei der Haushaltsführung müssen sich alle Bewohnerinnen und Bewohner einbringen. Die Bewohner*innen mit einer Behinderung werden dabei von den Bewohner*innen ohne Behinderung unterstützt. Um den Zusammenhalt und das Gemeinschaftsgefühl unter allen Bewohner*innen der WG zu stärken, gibt es pro Jahr einen WG-Urlaub, an dem alle teilnehmen sollen.
Das Zusammenleben soll ähnlich dem einer Familie sein: Es bietet Raum für persönliche Interessen, garantiert aber auch gegenseitige Unterstützung im Alltag. Zudem kann die freie Zeit an den Wochenenden miteinander verbracht werden.
Zur Qualitätssicherung werden die Mitarbeiter*innen der WG von Sozial- und Diplompädagogen unterstützt und können regelmäßig an Fortbildungen und Supervisionen teilnehmen. Auch für die Mitbewohner*innen der WG werden Fortbildungen und Supervisionen angeboten.
Das Ziel der inklusiven Wohngemeinschaft ist die Inklusion in der Gesellschaft weiter zu bringen. Dies geschieht durch das aktive Leben von Inklusion innerhalb der WG. Die Mitbewohner*innen, die im Gegensatz zu den Bewohner*innen voraussichtlich keinen ganz so großen Teil ihres Lebens in der inklusiven WG leben werden, tragen den Gedanken der Inklusion nach ihrem Auszug auch weiter in die Gesellschaft und verbreiten ihn dadurch.